Der richtige Beobachtungsplatz

 

Die Wahl des „richtigen“ Beobachtungsplatzes ist für eine erfolgreiche Astrofotografie genauso wichtig wie das Equipment selber. Die beste und teuerste Ausrüstung hilft mir nichts, wenn der Himmel künstlich aufgehellt ist oder die Luftturbulenzen der benachbarten Häuser jedes Foto unscharf erscheinen lassen. Mit solchen Randbedingungen kann das Potential des Teleskops bei weitem nicht voll ausgenutzt werden. Teleskope reagieren wegen ihrer größeren Öffnung auf schlechte Umgebungsbedingungen sogar noch anfälliger als Kameraobjektive. Das Seeing hängt in erster Linie von der Öffnung ab, da mit zunehmender Öffnung mehr Turbulenzen, die das Bild wabern lassen, gleichzeitig erfasst werden.


Der ideale Beobachtungsplatz für die Astrofotografie zeigt folgende Ei-genschaften:
Wichtigster Punkt für die Astrofotografie ist ein möglichst dunkler Himmel, frei von künstlichem Störlicht. Für alle Bereiche, ausgenommen Mond und Planeten, ist ein dunkler Himmel eine unabdingbare Voraussetzung für gute Ergebnisse. Bei langen Belichtungszeiten, in der Stadt bereits ab etwa 20 bis 40 Sekunden, machen sich Aufhellungen des Himmels in Form von Farbstichen bzw. eines nicht ganz schwarzen Himmelshintergrundes bemerkbar. Außerdem werden lichtschwache Objekte nicht mehr erfasst.


Ähnlich, wie das Licht künstlicher Quellen, bereitet Mondlicht erhebliche Probleme und macht lang belichtete Astrofotografie fast unmöglich.
Der Standort sollte also möglichst fernab von störenden Lichtquellen gewählt werden. Größere Städte beeinflussen mit ihrer Lichtverschmutzung die Qualität von Astrofotos im Umkreis von einigen Kilometern und türmen am Horizont große Lichterglocken auf, die Details in den Aufnahmen gänzlich verschwinden lassen.

 

 

Lässt sich die  Nähe zu störenden Lichtquellen nicht vermeiden, sollte der Standort so gewählt werden, dass sich die Lichtquelle nördlich des Beobachters befindet, da sich ein Großteil der interessantesten Himmelsregionen in südlicher Richtung befinden.


Eine gute Durchsicht ist ebenfalls wichtig. Dunst und Staub in der Atmosphäre beeinflussen den Blick in den Himmel nicht unerheblich. Bei dunstigem Himmel und/oder staubiger Atmosphäre kann man trotz absoluter Dunkelheit lichtschwache Objekte mitunter nicht mehr richtig erkennen. Staub und Dunst verursachen auch einen Schärfeverlust bei Mondaufnahmen. Das Mondlicht Licht strahlt die Dunst- und Staubschichten von hinten an und wird diffus an ihnen gestreut. Mit zunehmender Höhe über dem Meeresspiegel nimmt die Dicke dieser störenden Schichten ab und ermöglicht so einen besseren Durchblick. In größerer Höhe über dem Meeresspiegel sind also grundsätzlich bessere Resultate zu erwarten als auf dem flachen Land.


Eine ruhige Luft, sprich gutes Seeing, ist bei Mond- und Planetenaufnahmen sehr wichtig, da sie Schärfe und Auflösung von Astrofotos stark beeinflusst. Nebel und Galaxien werden vom Seeing nicht so beeinflusst. Generell sollten sich Wärmequellen wie Häuser und Straßen nicht in unmittelbarer Nähe zum Beobachtungsplatz befinden. Dies sind Wärmequellen, die das Seeing lokal beeinflussen. Einige Meter Abstand zu diesen Quellen, die sich idealerweise hinter dem Beobachter befinden sollte, reichen in der Regel aus. Das durch die Luftturbulenzen in der Atmosphäre verursachte Seeing lässt sich auf diese Weise allerdings nicht umgehen.


Seeing und Staub/Dunst in der Atmosphäre sind neben der richtigen Standortwahl auch vom Wetter abhängig: Nach einem starken Regen-schauer ist die Atmosphäre auch auf Meereshöhe weitestgehend staub- und dunstfrei, das Seeing ist in solchen Fällen jedoch häufig wegen Luftturbulenzen extrem schlecht. Umgekehrt ist bei leichtem Dunst das Seeing in aller Regel besser.


Weiterhin wichtig ist, dass der Beobachtungsplatz gut zu erreichen und direkt mit dem Auto anfahrbar ist. Wer einmal 80 Kilogramm Ausrüstung über 500 Meter geschleppt hat, weiß wovon ich rede. Nicht zu verachten ist dann auch noch eine gute Rundumsicht. Ein Platz mit freier Sicht in allen Richtungen, bis weit zum Horizont runter. Da dies fast kaum irgendwo gegeben ist, habe ich mir zwei Beobachtungsplätze ausgewählt, zwischen denen ich wechseln kann, je nach Bedarf. Erfahrungsgemäß ist mir eine freie Sicht in südöstlicher Richtung wichtiger, da hier die Objekte aufgehen und ich diese ab einer bestimmten Höhe dann über 3 bis 4 Stunden bis durch den Meridian gut verfolgen kann, wo sie Ihre größte Höhe über dem Horizont erreichen.


Oft spielt der Wind am Beobachtungsplatz ebenfalls eine wichtige Rolle. Was hilft der schönste Bergkamm, wenn es dort immer heftig weht. Das verwackelt einem gegebenenfalls die Aufnahmen und man fährt frustriert nach Hause.


Ebenfalls sollte man große, stehenden Gewässer oder Feuchtgebiete meiden, hier kann nachts Feuchtigkeit aufsteigen, die mir meine Optiken beschlägt und Fotografie nur noch unter erschwerten Bedingungen ermöglicht.


Es sind also einige Punke zu beachten und man sollte sich Zeit nehmen für eine Auswahl seines Beobachtungsplatzes. Auch kann man andere Plätze einmal ausprobieren um einen entsprechenden Vergleich zu haben.